Die Vier-Tage-Woche: Vor- und Nachteile

​​Die letzten 16 Monate haben viele Unternehmen dazu bewegt, ihre Arbeitsmodelle – vorrangig die Arbeitszeiten und Arbeitstage ihrer Mitarbeitenden – neu zu bewerten.

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13 Sep, 2024

Es ist kein Geheimnis, dass die COVID-19-Pandemie die Art und Weise, wie wir in diesem Land arbeiten, von Grund auf verändert hat, und viele Unternehmen quasi über Nacht vom Büro- auf den Home-Office-Betrieb umgeschaltet haben. Hinzu kamen 2020 die Einführung des „Coronavirus Job Retention Scheme“ (Urlaubsprogramm für Angestellte im Vereinigten Königreich) und die Herausforderung, Job und Distanzunterricht unter einen Hut zu bekommen, sodass viele Arbeitgeber geradezu gezwungen waren, flexible Arbeitszeitmodelle einzuführen.

Dieser plötzliche Wandel hin zum Homeoffice mit zunehmendem hybriden Arbeiten führte zu einer Neubelebung des Dialogs rund um die Work-Life-Balance und die Hinterfragung der „klassischen Arbeitswoche“ seitens der Unternehmen.

Die Fünf-Tage-Woche ist eine gesellschaftliche Norm, die auch im Vereinigten Königreich fest etabliert ist. Aber ist es nach mehr als einem Jahr voller Veränderungen nicht an der Zeit, diese Norm zu hinterfragen? Und wenn ja: Wäre der unternehmerische Erfolg trotzdem sichergestellt? Oder würde die Produktivität darunter leiden?

Wir haben unsere Follower:innen auf LinkedIn gefragt: „Würden Sie in Betracht ziehen, die Arbeitszeiten in Ihrem Unternehmen auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen?“ Von den 919 Befragten antworteten 50 Prozent mit „Ja, aber mit gleicher Stundenzahl“, 33 Prozent mit „Ja, aber mit reduzierter Stundenzahl“ und 12 Prozent mit „Nein“. 6 Prozent der Befragten gaben an, die Umstellung möglicherweise zu einem anderen Zeitpunkt in Betracht zu ziehen.

Angesichts von 83 Prozent Befürwortung für eine Vier-Tage-Woche gibt es zahlreiche Überlegungen, die Unternehmen anstellen sollten, um zu entscheiden, ob eine solche Umstellung für sie infrage kommt.

Was spricht für eine Vier-Tage-Woche?

Unter „Vier-Tage-Woche“ kann man zweierlei verstehen: zum einen die Verteilung der Arbeitsstunden einer Vollzeitstelle (i. d. R sind das 35 Stunden) auf vier Arbeitstage; zum anderen die Reduzierung der Arbeitsstunden (meist auf 28 Stunden), ebenfalls verteilt auf vier Tage, sodass die Arbeitnehmer:innen drei Ruhetage erhalten.

Viele argumentieren, dass die Fünf-Tage-Woche zwar im 19. Jahrhundert ein effektives Arbeitsmodell darstellte, aber gemessen an den Bedürfnissen heutiger Fachkräfte weit überholt ist.

Aufgrund des technologischen Fortschritts lassen sich viele alltägliche Aufgaben im Job wesentlich zeiteffizienter erledigen. Auch angesichts der Zunahme an bürobasierten Tätigkeiten festigt sich das Argument, dass längere Arbeitszeiten nicht notwendigerweise größere Produktivität bedeuten.

Viele Länder weltweit – darunter Japan, Neuseeland, Spanien und zuletzt Island – haben mittlerweile erste Testphasen zu einer Vier-Tage-Woche durchgeführt, um deren Auswirkungen auf die Arbeitnehmer:innen untersuchen zu können.

Microsoft beispielsweise testete die Vier-Tage-Woche an seinen japanischen Bürostandorten und stellte fest, dass die verkürzte Arbeitswoche zu effizienteren Meetings, größerer Mitarbeiterzufriedenheit und einer Steigerung der Produktivität um stolze 40 Prozent führte. In ähnlicher Weise testete man dies in Island und beobachtete Angestellte in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Dienstes, die eine reduzierte Stundenzahl leisteten. Die Untersuchungen waren derart erfolgreich, dass mittlerweile 86 Prozent der isländischen Arbeitnehmer:innen eine kürzere Arbeitswoche bei gleicher Bezahlung genießen.

Will Stronge, Director of Research des Beratungsunternehmens Autonomy, das sich für die Vier-Tage-Woche einsetzt, sagte dazu in einem Artikel für die BBC: „Das zeigt, dass der öffentliche Sektor bereit ist, Pionierarbeit für eine verkürzte Arbeitswoche zu leisten – und auch Erkenntnisse für andere Regierungen liefern kann.“

Auch im Vereinigten Königreich haben viele Unternehmen die Vier-Tage-Woche mittlerweile probeweise oder sogar permanent umgesetzt. Die in der Grafschaft Gloucestershire ansässige PR-Agentur Radioactive Public Relations führte den Versuch über sechs Monate hinweg durch und stellte fest, dass der Umsatz des Unternehmens sogar stieg und die Mitarbeitenden 50 Prozent weniger Krankentage in Anspruch nahmen.

Welche Vorteile bietet die Vier-Tage-Woche?

In großen wie auch kleinen Unternehmen, die die Vier-Tage-Woche versuchsweise einführten, findet sich eine Evidenzbasis für die unternehmerischen Vorteile dieser Verkürzung.

Steigerung der Produktivität

Forschungen haben ergeben, dass eine geringere Stundenzahl die Produktivität der Mitarbeitenden steigert. Wer weniger Zeit am Arbeitsplatz verbringt, empfindet mehr Glück und Erfüllung und geht entsprechend konzentrierter an die eigenen Arbeitsaufgaben heran.

Bei Perpetual Guardian, einer neuseeländischen Fondsgesellschaft, führte die Vier-Tage-Woche nicht nur zu einer um 20 Prozent höheren Produktivität, sondern auch einer Steigerung der Work-Life-Balance von 54 auf 78 Prozent.

Schonung der Umwelt und Kosteneinsparungen

Eine kürzere Arbeitswoche bedeutet, dass Arbeitnehmer:innen weniger häufig den Arbeitsweg auf sich nehmen müssen und somit ihren CO2-Fußabdruck reduzieren.

Während der Pandemie wurde deutlich, dass Unternehmen, in denen immer an den gleichen vier Tagen gearbeitet wird, auch Betriebskosten sparen und in manchen Fällen sogar steuerliche Vorteile geltend machen können.

Mehr Mitarbeiterzufriedenheit, weniger Fehlzeiten

Laut der gemeinnützigen Organisation Mind, die sich für mentales Wohlbefinden einsetzt, leidet in England wöchentlich jede:r Sechste an einem der gängigsten psychischen Problemen und jede:r Fünfte gibt an, sich schon einmal krankgemeldet zu haben, um das Arbeitsumfeld zu meiden.

Durch die Vier-Tage-Woche haben Arbeitnehmer:innen mehr Zeit, sich auf ihre persönliche Entwicklung zu konzentrieren oder Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen. Das steigert nicht nur ihre Zufriedenheit, sondern kann auch dazu beitragen, das Risiko einer dauerhaften Erschöpfung (sog. „Burnout“) zu reduzieren, sodass sie im Beruflichen mehr Konzentration und Zufriedenheit zeigen.

Effektiveres Recruiting, höhere Mitarbeiterbindung

Das häufigere Arbeiten in hybrider Form und im Homeoffice während der Pandemie hat dazu geführt, dass sich viele Arbeitnehmer:innen mehr Flexibilität von ihrem Arbeitgeber wünschen.

Der britische Verband für Personalmanagementfachleute CIPD gibt an, dass eine Mehrheit der Arbeitnehmer:innen flexible Arbeitsmodelle mit einer besseren Lebensqualität assoziiert und 30 Prozent von einer positiven Wirkung auf die mentale Gesundheit ausgehen. Der Belegschaft und potenziellen Arbeitnehmer:innen flexible Arbeitsmodelle anzubieten kann sich also maßgeblich auf die Mitarbeiterbindung und die Talentgewinnung auswirken.

Welche Nachteile hat die Vier-Tage-Woche?

Neben ihren Vorzügen birgt die Vier-Tage-Woche auch gewisse Nachteile:

„Eine Vier-Tage-Woche ist praktisch nicht umsetzbar, weil noch mehr Schichten besetzt werden müssten, während wir ohnehin schon mit einem Personalmangel zu kämpfen haben.“

Nicht für jede Branche geeignet

Leider ist das Vier-Tage-Modell nicht in jeder Branche umsetzbar. Je nach Geschäftsmodell oder auch Berufsfeld kann die Anwesenheit von Mitarbeitenden rund um die Uhr erforderlich sein – was eine verkürzte Arbeitswoche nicht nur schwieriger macht, sondern in manchen Fällen auch das Arbeiten verzögern und längere Vorlaufzeiten verursachen kann.

Eine Pflegefachkraft, die anonym bleiben möchte, äußerte ihre Bedenken zu einer Vier-Tage-Woche im Gesundheitswesen folgendermaßen: „Als Pflegefachfrau in der Notaufnahme ist die Vier-Tage-Woche für mich praktisch nicht umsetzbar. Wir arbeiten aktuell in Schichten von mindestens zwölf Stunden, um vier freie Tage zu haben. Das finde ich für meine Work-Life-Balance besser. Ich weiß, dass eine Vier-Tage-Woche für einige meiner Kolleg:innen, die auf Kinderbetreuung angewiesen sind, besser wäre. Aber kürzere, regelmäßigere Schichten, die wir über vier Tage verteilt leisten müssten, würden nicht funktionieren, weil noch mehr Schichten besetzt werden müssten, während wir ohnehin schon mit einem Personalmangel zu kämpfen haben.“

Ungenutzte Arbeitskraft

Die Vier-Tage-Woche ist nicht für jede:n etwas – manche Arbeitnehmer:innen bevorzugen die Struktur einer fünftägigen Arbeitswoche oder möchten mehr Arbeitsstunden leisten, als in einer Vier-Tage-Woche untergebracht werden können.

Genauso gibt es berufsspezifische Aufgaben, die einfach mehr Zeit als andere erfordern und nur durch die Vergütung von Überstunden oder die Beschäftigung zusätzlichen Personals zum Ausgleich des Defizits zu bewältigen wären (wie dies etwa in der Studie in Island im Gesundheitswesen der Fall war). Es stellt sich hier also die Kostenfrage.

Schlussgedanke: Sollte Ihr Unternehmen eine Vier-Tage-Woche einführen?

Obwohl das Modell der verkürzten Arbeitswoche schon in vielen europäischen Ländern Fuß fassen konnte und bisher auch in einigen Unternehmen im Vereinigten Königreich Erfolge verzeichnen konnte, handelt es sich doch um einen relativ extremen Ansatz. Er erfordert ein grundsätzliches Umdenken auf Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite, um in der Praxis zu funktionieren, und mag letztlich nicht der richtige Weg für alle sein.

Auch wenn Flexibilität bei den Arbeitszeiten mittlerweile von den Arbeitnehmer:innen erwartet wird, könnte der Prozess mit hybriden Arbeitsmodellen oder flexibler Arbeitszeiteinteilung zunächst weniger disruptiv gestaltet werden.

Ebenso mag die Vier-Tage-Woche, wie oben erwähnt, in manchen Branchen einfach nicht funktionieren. Durch Studien und Forschungsdaten ist inzwischen allerdings belegt, dass Organisationen, die einen stärkeren Fokus auf die Aufrechterhaltung des Wohlbefindens legen, entsprechende Vorteile bei der Motivation, Arbeitsmoral und Produktivität ihres Personals genießen.​

Aktuelles

Ein Bewerbungsschreiben verfassen: So geht’s
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Ein Bewerbungsschreiben verfassen: So geht’s

Das Wichtigste zuerst: Was ist ein Bewerbungsschreiben eigentlich?

Das Bewerbungsschreiben begleitet Ihren Lebenslauf (und/oder das ausgefüllte Bewerbungsformular). Es kann auch in Form einer E-Mail verfasst werden, die Sie gemeinsam mit Ihrem Lebenslauf als Anhang an einen möglichen Arbeitgeber senden. Die Anforderungen an das Format sind also nicht mehr so streng wie früher. Das Anschreiben soll hervorheben, warum Sie besonders gut für die angestrebte Position geeignet wären, aber insbesondere auch zeigen, warum Sie Leidenschaft und Motivation für den Job und das Unternehmen empfinden.

Warum Sie ein Bewerbungsschreiben benötigen

Personalverantwortliche erhalten meist Hunderte von Lebensläufen für ausgeschriebene Stellen. Das Anschreiben ist Ihre Chance, sich von der Masse abzuheben. Je aussagekräftiger es formuliert wurde, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ihrem Lebenslauf weitere Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Ein Bewerbungsschreiben verfassen: Einleitung und Schlussteil

Versuchen Sie, mehr über die zu besetzende Stelle herauszufinden und den Namen der Kontaktperson in Erfahrung zu bringen, an die Sie die Bewerbung richten sollen. Damit sammeln Sie sofort Bonuspunkte. Eventuell müssen Sie dafür das Recruiting-Team kontaktieren, das für die Stelle zuständig ist. Alternativ können Sie sich auf LinkedIn schlau machen. Haben Sie den Namen gefunden, sollten Sie den Brief direkt an diese Person adressieren, zum Beispiel mit „Sehr geehrte(r) Frau/Herr Maier“. Das Anschreiben endet mit der Grußformel „Mit freundlichen Grüßen“ und Ihrem Namen.

Wenn Sie keinen Namen in Erfahrung gebracht haben, aber die Position der zuständigen Person kennen (zum Beispiel „Personalverantwortliche:r“), sollten Sie Ihr Anschreiben mit

„Sehr geehrte Damen und Herren“ an diese adressieren und ebenfalls mit der Grußformel „Mit freundlichen Grüßen“ und Ihrem Namen enden.

Die Stellenbezeichnung für den Job, für den Sie sich bewerben, sollte deutlich aus dem Anschreiben hervorgehen – aus dem E-Mail-Betreff oder der Betreffzeile bzw. dem einleitenden Absatz im postalischen Bewerbungsschreiben. Weitere Einzelheiten seien an dieser Stelle nicht genannt, damit Sie sich auf das wirklich Wichtige bei der Jobsuche konzentrieren können.

Beenden Sie Ihr Anschreiben stets mit der Vorfreude auf die nächsten Schritte. Zum Beispiel: „Gerne würde ich mit Ihnen in einem persönlichen Gespräch alles Weitere besprechen“ oder „Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören“.

Dann geht’s ans Eingemachte

Verfassen Sie für jede Bewerbung ein individuelles Anschreiben. Denn Personalverantwortliche erkennen sofort, ob Sie einen Standardtext für mehrere Bewerbungen verwendet haben. Das Anschreiben sollte ganz konkret darlegen, warum Sie sich für die genannte Stelle bewerben möchten. Gehen Sie darin näher auf Passagen in Ihrem Lebenslauf ein, die für die Stelle relevant sind, und verknüpfen Sie diese mit Ihrem persönlichen Antrieb. Sind Sie aufrichtig an dem Unternehmen und seinen Produkten interessiert oder besitzen Sie bestimmte Qualifikationen, die zum Job passen, führen Sie dies auf. Decken sich Ihre Werte mit denen des Unternehmens, sollten Sie das ebenfalls erwähnen. Wenn die ausgeschriebene Rolle der ideale nächste Schritte auf Ihrer Karriereleiter ist, erklären Sie dies. Auch wenn Sie besondere Alleinstellungsmerkmale besitzen, etwa eine persönliche Empfehlung, Erfahrung durch freiwilliges Engagement oder andere Erfahrungswerte, sollten Sie diese einsetzen. Denken Sie daran, dass es letztlich darum geht, einen positiven Eindruck zu hinterlassen und Ihren eigenen Antrieb darzustellen, ohne verzweifelt zu wirken.

Wichtig ist, was relevant ist

Alles, was Sie in Ihr Anschreiben aufnehmen, sollte einen direkten Bezug zur ausgeschriebenen Stelle haben. Denn niemand möchte wissen, dass Sie gerne fernsehen und Fußballfan sind, es sei denn, der Job hat etwas mit TV und Fußball zu tun. Vermeiden Sie es auch, einfach nur eine ausformulierte Version Ihres Lebenslaufs zu präsentieren. Bewerbungsschreiben und Lebenslauf sollten einander wie die Teile eines Puzzles ergänzen. Nutzen Sie das Anschreiben, um näher darauf einzugehen, was in Ihrem Lebenslauf aufgelistet ist.

Die richtige Länge

Das Bewerbungsschreiben sollte übersichtlich gestaltet sein und im Idealfall nicht mehr als eine Seite und etwa 400 Wörter umfassen. Es soll die Personalverantwortlichen dazu anregen, mehr über Sie erfahren zu wollen, aber nicht alles auf einmal preisgeben.

Korrekturlesen nicht vergessen

Wenn Ihr Anschreiben voller Rechtschreib- und Grammatikfehler ist, helfen auch die besten Verkaufsargumente nichts. Viele Personalverantwortliche legen Bewerbungen mit solchen Flüchtigkeitsfehlern sofort beiseite. Achten Sie darauf, dass Ihnen das nicht passieren, insbesondere bei Bewerbungen für Jobs, in denen eine hohe Detailgenauigkeit gefragt ist. Prüfen Sie Ihr Anschreiben daher sorgfältig!

Eigene Recherche

Ein ganz wichtiger Faktor: Informieren Sie sich gründlich über das Unternehmen und die ausgeschriebene Stelle, bevor Sie mit Ihrer Bewerbung beginnen. Recherchieren Sie, was genau das Unternehmen macht, wer die Konkurrenten sind und welche Position es auf dem Markt hat.

Damit sammeln Sie nicht nur mehr Erkenntnisse, die Ihnen helfen, Ihr Anschreiben und Ihren Lebenslauf individuell an den Stil des Unternehmens anzupassen, sondern können auch demonstrieren, dass Sie sich aufrichtig für die Rolle und das Unternehmen interessieren.

Abschließende Gedanken

Ihr Lebenslauf zeigt, dass Sie grundsätzlich für die Aufgaben des Jobs geeignet sind. Ihr Bewerbungsschreiben zeigt, dass Sie die Aufgaben auch tatsächlich erfüllen werden. Achten Sie darauf, dass sich Ihre Bewerbungsunterlagen dementsprechend ergänzen.

Wie KI das Arbeitsleben für neurodiverse Menschen revolutioniert
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Wie KI das Arbeitsleben für neurodiverse Menschen revolutioniert

Herausforderungen für neurodiverse Menschen am Arbeitsplatz

Schätzungen zufolge sind 15 bis 20 Prozent der Weltbevölkerung neurodivers, das heißt, sie besitzen eine – an gesellschaftlichen Erwartungen gemessen – „untypische“ Denkweise. Der Begriff „Neurodiversität“ umfasst Menschen mit Autismus, ADHS, Dyslexie, Dyspraxie, Dyskalkulie, dem Tourette-Syndrom und chronischen psychischen Störungen wie bipolaren Störungen und Schizophrenie.

Die Förderung von Neurodiversität und Inklusion am Arbeitsplatz wirkt sich nachweislich positiv auf Unternehmen aus. Es liegt in der Verantwortung der Arbeitgeber, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der das Wohlbefinden aller Mitarbeitenden berücksichtigt und sichergestellt wird.

Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Da sich die Bedürfnisse neurodiverser Menschen mitunter von jenen neurotypischer Menschen unterscheiden, werden neurodiverse Kolleg:innen häufig übergangen. Aufgaben, die anderen ganz einfach erscheinen, sind für neurodiverse Menschen manchmal mit Schwierigkeiten verbunden. Im Gegensatz dazu übertreffen ihre Stärken die ihrer neurotypischen Kolleg:innen zum Teil deutlich.

Besonders herausfordernd sind für neurodiverse Arbeitnehmer:innen vor allem die Kommunikation am Arbeitsplatz und die Pflege beruflicher Beziehungen. So fällt es manchen Beschäftigten mit ADHS schwer, in einem Meeting fokussiert zu bleiben, und sie benötigen länger, um Informationen gedanklich zu verarbeiten. Menschen mit Dyslexie hingegen haben mitunter Probleme bei der schriftlichen Kommunikation oder etwa dem Verständnis von Anweisungen, die sie per E-Mail erhalten haben. Auch gibt es viele Menschen, die nicht mündlich kommunizieren können, zum Beispiel nonverbale autistische Personen, Menschen mit körperlich bedingter Stummheit sowie Gehörlose, denen es schwer fällt, sich stimmlich zu äußern.

KI als sinnvolle Stütze

Genauso, wie ein barrierefreier Eingang Menschen mit körperlichen Einschränkungen gleichberechtigten Zugang zu ihrem Arbeitsgebäude verschaffen soll, müssen Arbeitgeber Anpassungen für neurodiverse Mitarbeitende berücksichtigen, um ihnen die gleichen Möglichkeiten zu bieten, sich in einem neurotypischen Arbeitsumfeld zurechtfinden zu können.

Arbeitgeber mit überholten IT-Systemen nutzen nicht die technologischen Möglichkeiten, die die Produktivität der Belegschaft erheblich steigern könnten.

Im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) wurden in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte erzielt, sodass uns diese mittlerweile überall umgibt. Fast jedes Smartphone, jeder PC und jeder Fernseher arbeitet mittlerweile mit künstlicher Intelligenz. Auch am Arbeitsplatz lässt sich KI vielerorts entdecken:

  • Gesichtserkennung als Sicherheitsmaßnahme

  • Text-to-Speech-Software in Textverarbeitungsprogrammen und Browseranwendungen

  • Diktiersoftware und Sprachassistenten wie Alexa, Siri und Google Assistant

  • Termin-Assistenten für die meisten digitalen Kalender und To-do-Listen

  • Automatisierte Workflows

  • ChatGPT und andere Chatbots

  • Automatische Transkription und Untertitelung

  • Automatische Übersetzung und Bildersuche mit Google Lens

Die meisten Menschen betrachten KI lediglich als praktische Arbeitshilfe, doch für all jene, die mit bestimmten Beeinträchtigungen oder neurologischen Abweichungen leben, ist sie eine unverzichtbare Stütze, um ihre Arbeitsaufgaben nach ähnlichen Standards wie neurotypische Menschen erfüllen zu können, deren Gehirn genau so funktioniert, wie es die Allgemeinheit erwartet.

Die meisten KI-Systeme lassen sich kostenlos und unkompliziert in der firmeneigenen IT implementieren. Arbeitgeber müssen diese Technologie lediglich freigeben, um die Installation für die darauf angewiesenen Mitarbeitenden zu ermöglichen. Damit wäre auch ein stärker auf Inklusion ausgerichteter Arbeitsstandard geschaffen, der die Anwendung solcher Technologien in Meetings und allen anderen Kommunikationsumgebungen normalisieren würde.

Digitale Barrierefreiheit normalisieren

Allein bestimmte Hilfsprogramme wie z. B. die automatische Untertitelung von Videobotschaften standardmäßig zu verwenden, ist ein wichtiger Schritt der Rücksichtnahme auf Menschen mit nicht sichtbaren Beeinträchtigungen und Neurodiversität. Sie lassen sich ohne großen Aufwand umsetzen und können enorme positive Auswirkungen für die betroffenen Mitarbeitenden haben.

Eine weitere Möglichkeit ist, Meetings grundsätzlich aufzuzeichnen und den Teilnehmenden Zugang zu mit KI erstellten Transkripten zu gewähren. Auch KI-gestützte Text-to-Speech-Software für Webseiten und jede andere Art von Bildschirmtext ist ein Hilfsmittel, das unbedingt in Betracht gezogen werden sollte. Sie kann auch im direkten Austausch zwischen Kolleg:innen und immer dann hilfreich sein, wenn eine der beteiligten Personen Schwierigkeiten hat, mündlich zu kommunizieren.

Diese Prozesse zu normalisieren kann einen echten Paradigmenwechsel für Menschen bedeuten, die zwar darauf angewiesen sind, aber sich scheuen, darum zu bitten – insbesondere, wenn es um individuelle Zugeständnisse geht. Neurodiversität ist ein Feld, das lange noch nicht abschließend erforscht ist. Und so wissen manche Betroffene mitunter erst, welche Anpassungen für sie nötig sind, wenn sie diese selbst erleben und eine positive Veränderung spüren.

Wer Schwierigkeiten mit der schriftlichen Kommunikation hat, kann Schreibassistenten wie Grammarly in das System integrieren oder für bestimmte Aufgaben einen Sprachassistenten nutzen. Manche von uns nutzen diese Tools bereits im Alltag, doch nicht alle Arbeitgeber denken daran, diese auch auf Arbeitsgeräten zur Verfügung zu stellen. Externe Webseiten und Browser-Erweiterungen werden in Unternehmen in der Regel aus Sicherheitsgründen blockiert. Wo möglich, sollten Arbeitgeber aber in Betracht ziehen, den Zugang darauf zugunsten davon profitierender Mitarbeitenden freizugeben.

Die Zukunft der KI-Systeme am Arbeitsplatz

Bereits jetzt sorgt künstliche Intelligenz für grundlegende Veränderungen am Arbeitsplatz für Menschen mit größerem Unterstützungsbedarf, um produktiver arbeiten zu können. Der fortschreitende technologische Wandel wird sicherlich dazu führen, dass uns KI künftig grundsätzlich im Arbeitsalltag begleiten wird.

Für einigen Wirbel sorgte bereits die jüngste KI-Errungenschaft, der Chatbot ChatGPT, der maschinelles Lernen und Daten aus dem Internet nutzt, um Antworten auf Userfragen zu generieren, die völlig natürlich klingen. Microsoft kaufte vor Kurzem die Plattform Open AI auf, die hinter dieser Technologie steckt, und plant die Einführung eines neuen KI-Assistenten namens „Copilot“, der in alle bestehenden Produkte integriert werden soll. Anstatt den Code zur Ausführung einer Aufgabe schreiben zu müssen, sollen Nutzer ihre Anfragen in natürlicher Sprache stellen können.

Auch in Zukunft wird jede Branche auf Fachkräfte angewiesen sein. Schon bei der Erfindung der Druckerpresse und der Einführung des ersten Fließbandes fürchtetet man, dass der Mensch früher oder später durch Maschinen ersetzt wird. Jedoch hat der technologische Fortschritt bislang nur dazu geführt, dass wir uns als Menschen weiterentwickeln konnten. Er nahm uns die Bürde monotoner Arbeit und erlaubt es uns, kreativer, innovativer und facettenreicher zu arbeiten.

Wir von Reed konnten seit der Implementierung unserer digitalen Arbeitssysteme feststellen, dass der Einsatz von Technologie wie KI im geschäftlichen Umfeld zu größerer Produktivität und einer stärkeren Arbeitsmoral in der Belegschaft anregt. Arbeitnehmer:innen mit nicht sichtbaren Einschränkungen und neurodiversen Merkmalen wissen es zu schätzen, wenn sich Arbeitgeber für ein unterstützendes, inklusives Arbeitsumfeld stark machen, in dem der Einsatz von KI gewünscht ist, Hilfstechnologien zum Standard gehören und alle, die darauf angewiesen sind, Zugriff darauf erhalten.

Wenn Sie nach talentierten Fachkräften zur Unterstützung Ihres Teams suchen oder selbst den nächsten Karriereschritt wagen möchten, kontaktieren Sie eine Reed-Niederlassung in Ihrer Nähe.

 

Was zu einem Anforderungsprofil gehört
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Was zu einem Anforderungsprofil gehört

Der erste Schritt ist, mit klaren, wahrheitsgemäßen Informationen über die verfügbare Stelle für die Position zu werben. Hierzu gehört neben der Stellenbeschreibung ein Anforderungsprofil.

Es ist wichtiger Bestandteil der Hilfsmittel, mit denen Personalverantwortliche ihrer Arbeit nachgehen. In einem Anforderungsprofil können Sie die Eigenschaften festlegen, die ideale Bewerber:innen besitzen sollten, etwa bezüglich ihrer Ausbildung, vorheriger Berufserfahrung und aller weiteren Merkmale, die für eine erfolgreiche Besetzung der Rolle wichtig wären.

„Viele Unternehmen stützen sich nur auf das Stellenprofil, also die enthaltenen Aufgaben, und nicht auf die Person, die eigentlich gesucht wird. Angesichts der immer höheren Nachfrage nach Fachkräften machen mitarbeiterorientierte Unternehmen aber genau das – nach Menschen suchen.“

Chris Adcock, Geschäftsführer von Reed Technology

Fünf gute Gründe für ein Anforderungsprofil:

  1. In den Vorstellungsgesprächen können Sie konkreter auf die Anforderungen eingehen und der gesamte Prozess rund um die Gespräche kann verschlankt werden.

  2. Bewerber:innen können sich vorab mit den Anforderungen vergleichen und entscheiden, inwieweit sie für die Position und Ihr Unternehmen geeignet sind. Das heißt, sie können ihre persönliche Eignung für die Stelle bewerten, anstatt nur ihre fachliche Kompetenz einzuordnen.

  3. Es unterteilt die persönlichen Voraussetzungen, die für den Arbeitgeber wichtig sind, in zwei Kategorien: „erforderlich“ und „wünschenswert“. Somit lässt sich präzise darstellen, wonach der Arbeitgeber sucht und inwiefern die Bewerber:innen diese Kriterien erfüllen.

  4. Es unterstreicht die Chancengleichheit innerhalb des Recruiting-Umfeldes des Unternehmens. Das Verbot von Diskriminierung ist im Gesetz klar geregelt. Mit einem Anforderungsprofil stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Bewerber:innen anhand der für die Position relevanten Fähigkeiten bewerten;

  5. also anhand einer einheitlichen Liste von Prioritäten, die im Voraus festgelegt wurden. Voreingenommenheit, Vorurteile und persönliche Motive, die für eine erfolgreiche Personalbeschaffung oft Hindernisse darstellen, lassen sich damit leichter vermeiden.

Was das Anforderungsprofil umfassen sollte

Nachfolgend sehen Sie einige Bespiele für die Art von Informationen über Bewerber:innen, die für das Anforderungsprofil relevant sein können. Überlegen Sie, welche Anforderungen für die zu besetzende Stelle angemessen sind – und welche nicht! Für manche Positionen gibt es zum Beispiel rechtliche Vorgaben, etwa ein bestimmtes Ausbildungsniveau oder konkrete Qualifikationsnachweise. Wenn Sie sich zu den Anforderungen in Ihrer Branche beraten lassen möchten, wenden Sie sich gerne hier an ein Mitglied unserer Beratungsteams. Ohne das entsprechende Wissen können hier kritische Fehler passieren, gehen Sie deshalb besonders sorgsam vor.

  1. Errungenschaften – z. B. Qualifikationen, Berufserfahrung, vorausgegangene Beschäftigungen

  2. Soft Skills – z. B. Beziehungsaufbau, Rhetorik, Zeitmanagement

  3. Stellenspezifische Fähigkeiten – z. B. Anwendung unterschiedlicher Software oder Programme, Teammanagement

  4. Charaktereigenschaften – z. B. proaktives Auftreten, Geduld, Motivation, Auge fürs Detail

  5. Körperliche Eignung – z. B. Körpergröße, Sehkraft (Achtung: Diese Kriterien müssen nachweislich für die Ausführung der stellenspezifischen Aufgaben erforderlich sein und dürfen keine reine Präferenz sein.)

„Wenn Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber ähnliche Ziele verfolgen, den gleichen Berufsethos haben und ihre Arbeit ähnlich erfüllend finden, werden die Arbeitnehmer:innen langfristig hohes Engagement und Loyalität zeigen.“

Claire Harvey, Geschäftsführerin von Reed

Tipps für Verfasser

  • Bleiben Sie realistisch

    Es ist selten, dass Bewerber:innen wirklich alle Kriterien erfüllen. Überlegen Sie sich also im Voraus, welche Anforderungen zwingend erforderlich sind und welche Sie wünschenswert finden.

  • Finden Sie Ihre fachlichen Lücken

    Besonders erfolgreiche Teams zeichnen sich dadurch aus, dass jedes Mitglied individuelle Fähigkeiten mit in die Abteilung bringt. Überlegen Sie, ob es intern Schwachstellen gibt und beschreiben Sie diese im Abschnitt der wünschenswerten Fähigkeiten.

  • Überlegen Sie, wie Sie die Kriterien bewerten werden

    Können die Bewerber:innen die gewünschten Anforderungen durch einen Test nachweisen oder im Vorstellungsgespräch demonstrieren, wenn Sie sie danach fragen? Sollte Ihnen selbst kein Beispiel einfallen, wäre es unfair, dies von den Bewerber:innen zu erwarten.

  • Finden Sie den richtigen Ton

    Lassen Sie das Anforderungsprofil von einer oder zwei weiteren Personen überprüfen, um sicherzustellen, dass Sie alle Punkte angemessen formuliert haben und Ihre Wortwahl keinen Anstoß erregt.

Machen Sie das Onboarding leichter

Haben Sie Ihre Wahl getroffen, gestaltet sich das Onboarding und die Einarbeitung viel einfacher, da sie dank des Anforderungsprofils wissen, welche Kriterien der neue Mitarbeitende bereits erfüllt. Wenn Sie beispielsweise ausdrücklich nach Bewerber:innen mit exzellenten EDV-Kenntnissen gesucht haben, müssen Sie später womöglich nur eine kurz Einführung in das IT-System Ihres Unternehmens geben. Auch kann Ihnen das Anforderungsprofil helfen, passende Schulungs- und Entwicklungspläne zu erstellen, wenn neue Mitarbeitende bestimmte wünschenswerte Fähigkeiten (noch) nicht besitzen.

Recruiting-Agenturen sind auf die Erstellung solcher Anforderungsprofile spezialisiert. Nehmen Sie gerne Kontakt zu einem Mitglied unseres Expertenteams auf, um mehr darüber zu erfahren, wie Sie passende Bewerber:innen finden, die Ihre Geschäftsziele näher rücken lassen.